Individuum in der Gesellschaft
Der U. | 05.10.2013 1 0
"Die Wahrheit ist, dass ich ein schlechter Mensch bin. Aber das wird sich ändern. Ich werde mich ändern. Ich mach jetzt reinen Tisch. Werd anständig und sag ja zum Leben. Ich freu mich schon drauf. Bald bin ich wie Ihr. Job, Familie, pervers großer Fernseher, Waschmaschine, Auto, CD und elektrischer Dosenöffner, Gesundheit, niedriger Cholesterinspiegel, Krankenversicherung, Eigenheimfinanzierung, Freizeitkleidung, dreiteiliger Anzug, Heimwerkertum, Game-Show, Junk-Fraß, Kinder, Spaziergänge im Park, geregelte Arbeitszeit, Fitness-Center, Auto waschen, ne Menge Pullover, traute Weihnacht mit der Familie, inflationssichere Rente, Steuerfreibeträge, Abfluss sauber machen, über die Runden kommen ... mich auf den Tag freuen an dem ich sterbe."
Wir werden immer mehr zu Ja-Sagern gemacht, Anpassung und Konformität wird gefordert und wer Dinge in Frage stellt, hinterfragt oder kritisiert, gilt als Miesmacher, Pessismist und allgemein als Spielverderber. Und uns wird wieder beigebracht, dass wer ehrlich, aufrichtig und fair ist, nicht selten benachteiligt wird.
Was wir brauchen sind nicht noch mehr Ja-Sager, nicht noch mehr Konformisten oder angepasste Duckmäuser, sondern Kritiker und Aufklärer. Meinungsfreiheit, eine demokratische Haltung sowie Sachverhalte und Ansichten in Frage zu stellen gehen stets mit Kritik einher. Wer nur nachplappert, andere für sich denken lässt oder gar nicht mehr nachdenken will, ist der wahre Pessimist, denn er hat die Vorstellung von einer besseren Welt bereits aufgegeben. Dinge so zu akzeptieren wie sie sind, sie als alternativlos und naturwüchsig zu erachten, ist im Kern anti-demokratisch und totalitär.
Bitte melde dich an, um Kommentare zu lesen und hinzuzufügen.