Ein Lichtblick im Regen
Marcel G. | 01.11.2014 3 0
Damals hatten wir Mitte August, doch vom Sommer war nicht viel zu spüren. Seit Tagen goss es wie es aus Kübeln. Doch ich trauerte der Sonne wenig hinterher. Der Regen passte viel besser zu meiner Stimmung an diesem Tag. Drei Monate war ich nun schon von Nina getrennt und ich dachte eigentlich, ich hätte es überwunden. Doch an diesem Tag begegnete ich ihr zufällig wieder - Arm in Arm mit ihrer neuen Liebe.
Gut gebaut war ihr neuer Freund, wesentlich durchtrainierter als ich, genau Ninas Typ. Unsere Liebe stand unter keinem guten Stern, vermutlich war ich ihr nicht männlich genug. Ein schmächtiger Kerl, der Sozialwissenschaften studiert, das passte nicht in Ninas Beuteschema. Warum wir doch ein Paar wurden, ist mir noch immer ein Rätsel. Doch da wir für eine gemeinsame Basis zu unterschiedlich waren, trennten sich unsere Wege bald wieder. Sie so schnell in einer neuen Beziehung zu sehen versetzte mir aber doch einen Stich.
Weil in diesen Semesterferien keine Hausarbeit anstand, mit der ich mich hätte ablenken können, entschied ich mich dafür, nach dieser Begegnung etwas durch die verregneten Straßen zu laufen, um den Kopf freizubekommen. Ich war schon lange nicht mehr in Rolfs Schuppen, meinem Lieblingsplattenladen, in dem sich so einige Schätze aus der Rockgeschichte finden ließen. Eine halbe Stunde war vergangen, in der ich eine lang gesuchte Misfits Scheibe aus dem Plattenstapel fischen konnte, als ich hinter mir plötzlich eine Frauenstimme hörte.
„Wow, cool! Die hab ich ja ewig gesucht. Hörst du die auch so gerne? “
Ich drehte mich um und blickte auf einen Parka, lange schwarze Haare und zwei wunderschöne Augen. Mein Herz begann, plötzlich schneller zu schlagen.
„Ja, du auch?“, antwortete ich.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich die Frau von irgendwoher kannte.
„Na klar! Ich bin übrigens Caro. Glaube, wir haben uns schon mal bei der Dietrich gesehen, kann das sein?“, fragte sie. Ich erinnerte mich dunkel an ein Seminar aus dem vorletzten Semester.
„War das nicht das Seminar, bei dem sich am ersten Tag eine Horde Mathe Erstis in der Türe irrten?“, antwortete ich. Sie lachte: „Ja, das war es. Du, heute Abend spielt übrigens eine Misfits Tribute Band. Wenn du Zeit hast, komm doch einfach mit, wird sicher cool.“
Ich musste nicht lange überlegen, um zuzusagen. Schnell schrieb Caro mir noch ihre Handynummer auf, drückte sie mir mit einem Lächeln in die Hand und verschwand durch die Ladentüre. Noch eine ganze Weile spürte ich den Abdruck ihrer warmen Finger auf meiner Haut. Am Abend feierten wir, was das Zeug hielt. Und noch ehe das Konzert vorbei war, versanken wir beide in einem langem Kuss.
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