Des Deutschen liebstes Kind

MichBeck | 14.11.2006 58 10

[...] ist und bleibt ganz sicher nicht die Sprache, oder gar deren Rechtschreibung und Grammatik. Mit regelmäßiger Penetranz schleicht sich Tag um Tag so manches alptraumhafte Tippgespenst in die Buchstabenreihen meines Posteingangs. Wieder und wieder taucht in mir selbst eine Frage auf: DIE Frage nach dem Sinn, dem Leben.. einfach allem! Doch hier scheint nicht 42, sondern einfach ein gesundes Verhältnis zur eigenen Sprache die Antwort.
Wieso zum Teufel schafft es hier kaum jemand, einen Text in ganzen Sätzen zu verfassen? Natürlich hat der Teufel damit wenig zutun.
Im Gegenteil es liegt mir absolut fern, den armen Kerl für derartige Auswüchse verantwortlich zu machen. Ist ja schliesslich nur all zu leicht den Teufel als Sündenbock hinzustellen. Das hat ja bereits einige Jahre lang funktioniert. Ach was Jahre - Jahrhunderte! Da ist der Teufel nicht nur ein armer Teufel, sondern die ärmste Sau wo gibt, wie der Schwabe sagen würde.

Womit ich auch wieder beim Thema wäre. (das war ja leicht)
Muss man eigentlich jeden Dialekt als deutsche Sprache akzeptieren, oder kann man auch einfach eine Zugehörigkeit zur deutschen Sprachfamilie leugnen, ignorieren oder gar vehement bestreiten?
Kann man Fernsehsender verklagen, weil sie Schuld am Untergang der deutschen Sprache sind, wenn wieder einige Hausfrauen den ganzen Tag "am Arbeiten" waren oder wenn "wegen dir" zum meist gebrauchten "Unwort" der Nation geworden ist und "deinetwegen" für ein Relikt aus alter Vergangenheit gehalten wird, mit dem allenfalls noch Rumpelstilzchen in irgendwelchen Märchen kommuniziert?
Ja ja is alles nicht mehr so leicht, seit seid wieder mit d, äh.. mit t.. oder doch mit d geschrieben wird? Wer weiss das schon so genau? Oder besser noch, wen interessiert es eigentlich? Letztlich kommt es doch darauf an, dass man weiss worum es in der Nachricht geht. Selbst wenn einem bei manchem Satz das Blut aus den Augen läuft, stellt man am Ende des Tages doch mit Erleichterung fest: "Der Postkasten ist wieder leer und es war eigentlich nur halb so schlimm! Bin ja nicht der Einzigste der wo am Deutschschreiben ist und wegen euch mach ich mich noch lange keine Gedanken ob jemand anderes besser als wie ich in die Grammatik ist."

Ob sich der gute Konrad Duden eigentlich je erträumt hätte, dass seine lange und mühevolle Arbeit mal so eben in kürzester Zeit aber sowas von für die Katz und vor die Hunde gegangen ist? Aber es fällt zumindest leicht, über die neue Rechtschreibung zu schimpfen, auch wenn man noch nicht einmal die alte so richtig begriffen hat. Womit wir wieder bei Sündenböcken wären. Das wird hier ja zu einem richtigen Kreislauf! Welch sauberer Abschluss mit blitzreinem Verweis auf den Anfang des Textes. Mein Deutschlehrer hätte sich bestimmt vor Freude ein Bein ausgerissen. Trotzdem werd ich ihm die Sechs in Rechtschreibung in der Siebten und das "Thema verfehlt" im großen Aufsatz in der 8 Klasse nie verzeihen. So ein Lehrer is aber auch ne arme Sau.
Werden die Kinder später Schwerverbrecher, heisst es sie hätten in der Schule nix anständiges gelernt. Werden sie Doktoren oder Wissenschaftler, dann lag es an der Erziehung der Eltern. Alles gar nicht so einfach, aber immerhin ist ihnen ja das Schmerzensgeld am Ende einer langen und qualvollen Karriere sicher. Vielleicht sollte ich ja doch noch mal über einen Berufsrückwechsel in die pädagogische Sparte überlegen. Wollte schon immer mal Wissen, wieso die Lehrer immer gehört haben, was Susi und Tobias in der letzten Reihe getuschelt haben. Aber meine Essays über Tucholskys Werke haben sie nie verstanden.
Akustik wird es dann wohl doch nicht gewesen sein oder?

Allerdings frage ich mich noch heute, wieso ich in der 10 Klasse damals im Deutschunterricht Pink Floyds "the Wall"-Musical auf Englisch sehen durfte. Ein Kausalzusammenhang zum eigentlichen Fachinhalt konnte ich nie herstellen.

Naja.. jetzt bin ich wohl doch noch abgeschweift, abgeschwiffen.. vom Thema abgekommen

So long ihr könnt wieder spielen gehen